Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage (SOR-SMC) – um diesem Anspruch gerecht zu werden, versammeln sich zweimal in der Woche ein gutes Dutzend Schülerinnen und Schüler des Phoenix Gymnasiums, um Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Was können wir für unsere Gesellschaft tun? Wie können wir sie ein Stück menschlicher machen? Das sind große Fragen, auf die konkrete Antworten gefunden werden müssen.
Das Thema Flucht spielt nach 70 Jahren wieder eine große Rolle in unserer Gesellschaft und in vielen Herzen. Um einen pragmatischen Beitrag zur zwischenmenschlichen Verständigung zu leisten, wurden im Herbst des letzten Jahres von den Schülerinnen und Schülern des SOR-SMC-Teams zunächst Sachspenden von Unternehmen aus der Region erbeten. „Die Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft der Banken, Firmen, Geschäfte und Vereine hat uns enorm beeindruckt“, meint ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft, „sie waren die Grundlage dafür, dass wir uns gesellschaftlich engagieren konnten“.
Im Rahmen des beliebten, alljährlichen Weihnachtskonzertes des Phoenix Gymnasiums und mit Hilfe der Schulgemeinschaft konnten dann mittels einer Tombola die vielfältigen Sachspenden in einen Geldbetrag umgewandelt werden. „Nur aufgrund der vielen attraktiven kleinen und großen Spenden und durch die Großzügigkeit der Loskäuferinnen und -käufer konnten wir 1571,17€ erlösen“, stellt ein anderes Mitglied fest. „Jeder Einzelne hat Courage gezeigt, die Spender der Preise und die Käufer der Lose – an diesem Abend waren wir wirklich eine Schule mit Courage“, so eine weitere Stimme aus der Mitte des Teams.
Das eingenommene Geld steht nun dem Förderverein Ehra-Lessien, ein Dorf – ein Team e. V. zur Verfügung. „Wir wollen mit dem Geld Musikinstrumente kaufen, damit die Bewohner des Notunterkunft in Lessien gemeinsam mit den Bürgern musizieren können“, meint Jenny Reissig, Ortsbürgermeisterin von Ehra-Lessien. „Wir sind froh, mit unserem kleinen Beitrag ein bisschen mehr Nähe und Verständnis zwischen Menschen zu stiften – denn Musik verbindet auch ohne Worte“, davon ist ein weiteres Teammitglied überzeugt.
Daniel Schulte, Einrichtungsleiter der Notunterkunft in Lessien, empfing im Januar diesen Jahres die SOR-SMC-Mitglieder vor Ort. „Es ist kaum zu glauben, was das DRK und alle Helfer in den vergangenen Monaten hier geleistet haben. Schwer vorstellbar, dass das Camp erst am 18.09.2015, quasi über Nacht, eröffnet wurde und zunächst praktisch nichts in den Gebäuden der im Jahre 2012 stillgelegten Kaserne funktionierte“, beschreiben die Schülerinnen und Schüler ihr Erstaunen. „Besonders berührt hat mich, von Herrn Schulte zu erfahren, dass Kinder ohne Begleitung der Eltern im Lager eintreffen. Es ist kaum vorstellbar, was ein Junge im Alter von neun Jahren durchgemacht haben muss, wenn er ohne Eltern oder Verwandte aus Syrien quer durch Europa gereist ist, um vor Bomben, Tod und Elend zu fliehen und nun ganz allein hier in Niedersachsen strandet“, meint eine Teilnehmerin der AG.
Was bleibt, nachdem wieder ein Projekt vom SOR-SMC-Team am Phoenix Gymnasium umgesetzt wurde? Die Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler gemacht haben, sprechen eine deutliche Sprache: „Bei all den Herausforderungen, die momentan in der Gesellschaft thematisiert werden, darf man nicht vergessen, dass es um Menschen geht, die zumeist vor Hunger, Gewalt und Krieg fliehen. Und niemand wird abstreiten können, dass man in solch einer Situation sehr ähnlich reagieren würde.“ / „Es ist so einfach, für mehr Verständigung, für etwas mehr Menschlichkeit zu sorgen. Man muss nur aufstehen und das machen, von dem man überzeugt ist, dass es gut ist.“ / „Unsere Kultur ist eine Kultur, die von Mitgefühl gegenüber Schwachen geprägt ist. Und wenn man das auch nur einen Augenblick lang nicht erkennen kann, weil Unvernunft und Gewalt sich Platz verschaffen, dann ist es Zeit, sich persönlich für eine anteilnehmende Gesellschaft zu engagieren.“
Es ist für die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft wichtig zu betonen, dass sie hinter dem Projekt stehen, das für sich selbst spricht, und sie daher in diesem Fall auf die Darstellung ihrer Namen und Gesichter verzichtet haben.
SÜT